Der virtuelle Cyber-Sinclair und der geheimnisvolle Minbari-Nazi im Schrank

Raphael hat es geschafft, diese Folge in nur einem Satz zusammenzufassen:

„Kulissenhafte, schwarz beleuchtete Kulissen, in denen irgendwelche schlechten Schauspieler irgendwelche sinnlosen Sätze runterrattern“

Das ist so Theaterhaft, das muss Kunst sein. So vermutlich der Schluß vieler Zusschauer, anders können sich die Ratsmitglieder die fast schon abartig gute Bewertung der Folge ausserhalb dieses Podcastes nicht erklären:

Raphael: „Für manche macht es vermutlich den 8. Punkt in der Wertung aus: KRASS! KRASS! Kein Bild aber noch Ton! KRAASS!“
Sascha: „Vermutlich ist auch die Hälfte der Leute eingeschlafen und wollte das nicht eingestehen: ‚Wie fandest Du die Folge?‘ ‚Ähhh….Super! 8 von 10!'“ Mary: „Ah, moment, das ist mir letztens auch beim Fritz Lang Film passiert. Dann muss das ja mega-anspruchsvoll sein. Ich geb mal 8!“

Um vorweg zu greifen: Bei uns kommt die Episode deutlich schlechter weg. Was daran liegt, dass uns bei der Besprechung 2/3 des Inhalt schon wieder entfallen sind. Wir versuchen es mal ganz grob:

Zur Abwechslung kommen mal wieder ein Paar (diesmal großgeschrieben) Space-Nazis auf die Station um uns auch gleich mit Dr Kyles medizinischer Plexiglasstange aufs Auge zu drücken, was sie auf die Station führt: Sie wollen in Sinclair eindringen (hehe)

Royfried und Sieg(heil) sind zwei frisch aus dem Arier-Katalog bestellte sympathische Folterknechte, die in ihrer Freizeit offenbar gerne SM-Spielchen spielen
Royfried und Sieg(heil) sind zwei frisch aus dem Arier-Katalog bestellte sympathische Folterknechte, die in ihrer Freizeit offenbar gerne SM-Spielchen spielen

Selbiger wacht schweißgebadet aber in warme Söckchen gehüllt auf einer scheinbar leeren Station auf, nur um von Nazi#2 aufgeklärt zu werden, dass er sich jetzt in einem „virtuellen Cybernetz“ befindet. Der Gewinner des 90er Jahre Buzzwortwettbewerbes steht jetzt schon fest! Das Verschwinden des Kommandanten wird zunächst nicht bemerkt, da unser Sicherheitschef in wichtige Angelegenheiten vertieft ist:

Die Vorteile von speziesübergreifender Paarung? Dabei hatte sich unser Chefermittler eigentlich schon über ein paar Tipps gefreut, wie er Weibchen der eigenen Gattung herumkriegen könnte
Die Vorteile von speziesübergreifender Paarung? Dabei hatte sich unser Chefermittler eigentlich schon über ein paar Tipps gefreut, wie er Weibchen der eigenen Gattung herumkriegen könnte

Sinclair hat unterdessen nicht nur festgestellt, dass er die Wiederholungstaste gefunden hat (wir können uns an der Weltraumsequenz aus dem letzten Tag des TimewarsErd-Minbari-Krieges einfach nicht satt sehen) sondern dass er auch wütend seine Hand zur Faust ballen und diese dem Spacenazi in den Schritt drücken kann. Was zur Folge hat, dass selbiger am Ende etwas matschig in der Birne ist. Aber auch Sinclair hatte geistig gesehen schonmal bessere Tage und irrt laut Exposee-murmelnd über die Station. Im grandiosen (*hust*) Showdown kann er Delenn retten und Khans Handlanger zur Strecke bringen.

War sonst noch was? Achja. Wir erfahren, dass Sinclair die letzten 24 Stunden des Krieges mit den Minbari rumgehangen hat:

011 - Kreuzigung

Bezeichnend: Während sich alle 3 CasterInnen für gewöhnlich 2 Din-A4-Seiten voll Notizen machen, beschränkt sich das bei dieser Folge auf ein halbes Blatt. Wobei Mary sogar noch ein bißchen geschummelt (aber das Original erstaunlich gut getroffen) hat:

Marykritzel01

DAS sagt eigentlich schon alles über unsere Meinung zur Folge aus, die ja landauf landab Höchstnoten eingefahren hat, was wir absolut nicht nachvollziehen können.

Sascha: *seufz* "Schwierig, da in den Schritt zu greifen und einen Penis zu zücken"
Mary: "Ja. Für mich auch!"
*alle lachen*

Man könnte es Galgenhumor nennen. Und so erreicht die Folge mit Ach und Krach, gerade so eben, weil wir uns bei der Besprechung dann doch noch amüsiert haben, aus Mitleid

1/6 Centauripenisse
1 / 6 Penisse

Wir sind deshalb wirklich daran interessiert, DEINE Meinung zu dieser Folge zu erfahren. Haben wir etwas nicht verstanden? Oder hat – wie wir vermuten – JMS persönlich die Wertungen nach oben getrieben?

Wir haben nicht lange gesprochen, aber Folgendes fand Erwähnung:

Und zum Schluß noch ein zusammenfassendes Zitat von Raphael:

Raphael: "Da versagt für mich Drehbuch und Regie und schauspielerisches Talent auf einmal"

Folgende Podcaster waren an dieser Episode beteiligt:

avatar
Mary
1/6
avatar
Raphael
1/6
avatar
Sascha
1/6

Wenn Ihr mögt, schmeißt uns doch was in den Hut:
[podlove-episode-flattr-button]

Alex , Gregor , Mary , Raphael , Sascha , Tim

2 thoughts on “Der virtuelle Cyber-Sinclair und der geheimnisvolle Minbari-Nazi im Schrank

  1. Ich muss euch da absolut zustimmen, diese Folge ist von Anfang bis Ende absoluter Schund. Das sind die beiden diletantischsten Verhörspezialisten die ich je gesehen habe. Auch dieses ganze Befreien aus dem „Cyber-Netz“ war mehr als lächerlich inszeniert.

    Interessant ist allerdings, dass JMS nach Michael O’Hares tot gesagt hat, dass dieser zeitlebens unter Paranoia und Wahnvorstellungen litt und wohl vor allem diese Folge und ihr psyhologische-folter Thema maßgäblich dazu beigetragen hat, dass er die Serie verlassen musste.

  2. Okay, liebe Leute. Warum wurde diese Folge beim P5 rating mit einer 8.90 bewertet und warum seht ihr das anders. Aus meiner Sicht fehlt euch bei der Bewertung der Kontext. Ihr schaut die Episoden im Jahr 2016/7/8 einfach so weg. Ihr habt Lost, BSG, Game of Thrones, Heroes, The Wire und Farscape gesehen; und jetzt messt ihr das daran. So wird das aber nix.

    Die Folge ist aus ’94, wo das böseste was wir in Sci-Fi zu sehen bekommen haben eine paar Klingonen oder die Borg sind. Nachmittags Sci-Fi war Friede Freude Eierkuchen und die Menschheit steht auf einem hohen Podest, von dem es auf die unzivilisierten Rassen herunterschaut. TNG hat es zu einer Kunstform erhoben, menschliche Probleme einfach in eine neue Alienrasse zu projizieren.

    Jetzt kommen im Nachmittagsprogramm ein paar Gestapo Leute daher, die den Chef der Station foltern. Menschen foltern Menschen und nicht böse Ausserirdische foltern Menschen. Klar ist es von der schauspierlisch überlegenen Chain of Command TNG Doppelfolge abgeschaut. Aber da war es eben ein böser Cardassianer.

    Ebenfalls nicht zu vergessen ist, dass Cyberspace einfach mal so etwas von die Zukunft war in den 90ern. Die Präsentation hier war war lebensecht und nicht die X-te Holodeck Episode bei der man sich einen Schlapphut aufgesetzt hat.

    Was dann noch dem ganzen die Krone aufsetzt waren die CGI Szenen. Es gab so gut wie nix vernünftig gerendertes zu dieser Zeit im TV Programm. Und wenn das war es noch schlimmer als B5. Und dann war da das Raumschiff was man zu sehen bekam. Es war ein absolut cool aussehendes, völlig anders manövrierendes Raumschiff. Die Starfurys waren einfach der Hammer. Alles was wir vorher in Serien zu sehen bekamen, flog nur gerade aus und konnte Kurven machen. Die Dinger hier waren viel agiler. Dann gab es im Nachmittagsprogramm auch noch einen Teil einer Raumschlacht zu sehen, bei der Leute links und rechts abgemurkselt worden sind. Auch das war irgendwie so Anti Star Trek.

    Der Handlungsbogen an Bord des Minbari Raumschiff ist mystisch, ein Rückverweis auf den Pilotfilm und auch ein Andeutung darauf, dass die Charaktere vielmehr miteinander verwoben sind, als man es bisher glaubte. In Zeiten in denen Sci-Fi Episoden unabhängig gehandelt haben, war das ganz neu.

    Und ja, die beiden Gestapo Kanten waren überzeichnet, Sinclair kann nicht schauspielern und Delenns Reaktion hakt ein wenig im Plot. Aber zur selben Zeit hatten wir Wesley Crusher, Tasha Yar und Data der auf dem Holodeck seinen Emotionen suchte.

    Ich will jetzt nicht die Spassbremse sein, aber ihr macht euch das teilweise zu leicht mit dem Auslachen. Es ist 90er und es ist knappes Budget. Niemand konnte sich die komplexen Serien der heutigen Zeit vorstellen oder erträumen.

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