Herzlich wilkommen zu einer Folge, vor der sogar die Protagonisten am liebsten flüchten wollen. Bis auf Lyta, die extra vorbeikommt, um uns eine Kostprobiere ihres schauspielerischen Untalents zu demonstrieren. Ihr erster Aufritt auf der Krankenstation veranlasst unseren Stationkommandanten, das Weite zu suchen und der Station wortwörtlich aufs Dach zu steigen. Sieht toll aus, wie Sheridan da über die Polygonen stapft und eröffnet völlig neue (Kamera)Perspektiven
Mit der inneren Ruhe isses allerdings schnell vorbei, denn der neue Vorlonenbotschafter kommt im knallroten Sportraumschiff angedüst (Midlife-Crisis?) und will mal ganz persönlich Hallo sagen
Leider haben die Aussenaufnahmen vor dem Vorspann so dermaßen ins Budget geschlagen, dass für ein Andockmanöver und ein elegantes Veralssen des Schiffs kein Geld mehr da war. Der gute Kosh 2 (in Fachkreisen Ulrich genannt) rollt deshalb hinter einem generischen Hochregal hervor, um sein konspiratives Begrüßungstreffen mit Susan und John zu halten. Streng geheim.
Stellt sich raus: Die Vorlonen sind
a) darauf bedacht, dass niemand mitbekommt, dass der original-Kosh gestorben ist und wollen, dass alle so tun, als wäre der neue der alte Kosh
b) schicken einen Vorlonen, der nicht nur komplett anders aussieht, sondern auch anders redet und ein anderes Schiff besitzt
Angesichts dieser unbestechlichen Logik verzeihen wir dem guten Sheridan, dass er etwas begriffstutzig ist, was das „wir alle sind Kosh“-Konzept betrifft. Dabei ist das eine ganz einfache Rechnung:
Kosh / 2 = ?
Dass unter der neuen Haube jetzt auch ein ganz anderer Wind weht zeigt sich gleich bei der ersten Begegnung zwischen Lyta und Ulrich. Der geht nämlich ganz schön grob mit der guten um. Hier mal dargestellt von unserer Nachwuchsschauspielerin Tatricia Palman (Name von der Redaktion geändert)
Die darf auch gleich noch ein bißchen mehr von ihrem „Können“ zeigen, denn Sheridan will die Theorie, dass Telepathen den Schattenschiffen schaden könnten in einem Feldversuch testen.
Raphael:
„Im Laufe dieses Tests wird tatsächlich die gute Lyta an den Rande des Wahnsinns gebracht und die gute Patricia Tallman an den Rande ihrer schauspielerischen Fähigkeiten.“
Sascha:
„Und der Zuschauer an den Rande seiner Geduld.“
Raphael:
„Ich habe selten in Babylon 5 schlimmeres gesehen. [..] Da hätte man einen Betrunkenen von der Straße reinzerren könnnen. Der hätte die Szene glaubhafter gespielt als sie.“
Ums kurz zu machen (ungefähr so kurz wie in der Folge, wo diese eigentlich fundamentale Entdeckung mal so nebenbei abgehandelt wird): Klappt. Nur dummerweise kommen noch mehr Schattenschiffe, um dieses Forschungsergebnis unter den Teppich zu schießen. Doch dank einiger Backup-Telepathen und einer kleinen Flotte, angeführt von G’Kar kann man den ersten Sieg über die Schatten erringen! Das könnte DER Turningpoint der Serie sein, wenn er nicht so belanglos erzählt worden würde.
Raphael:
„Das in der Nebenhandlung zu machen ist für mich eine der dümmsten Entscheidungen in dieser Staffel.“
Sascha:
„Und dann auch noch zeigen, dass man die Schiffe auch so kaputt machen kann ohne Telepathen. Also dass man diese Erkenntnis sofort torpediert 5 Sekunden später.“
Raphael:
„Ich frage mich, was da versagt hat: Das Drehbuch, die Regie oder der normale Menschenverstand?“
Und wir fragen uns weiterhin: Warum ist das eine Nebenhandlung? Denn den Rest der Folge verbringen wir bei *seufz* Doctor Franklin. In einer Bar. Mit einer drogenabhängigen Sängerin. Die singt. In einen Leuchtdildo.
Und wer jetzt denkt: Naja, ein bißchen Musik, was kann daran schlimm sein? Laß Dir sagen: Gefühlt besteht die Hälfte der Folge aus Musik. Und zwar vom Chef selbstgeschrieben.
Sascha:
„JMS hat nach eigenen Angaben pro song etwa eine Stunde gebraucht, um ihn zu schreiben.“
Raphael:
„Das ist gefühlt Realzeit, wenn man ihn hört.“Raphael:
„Genau ab diesem Moment hast Du halt diese Porno-Atmosphäre“
Sascha:
„Nicht nur JMS geht einer ab, weil er seine Musik hört, sondern auch Franklin geht einer ab, als er die Sängerin sieht“
Raphael:
„Als die Musik dann endlich(!) aufhört, hätt ich mir gewünscht, dass Franklin als erstes sagt: ‚Warum liegt denn hier Stroh?'“
DAS wäre das Tüpfelchen auf dem G gewesen, denn die Dialoge zwischen Stephen und Cathlyn bewegen sich irgendwo zwischen Seifenoper, Schmierentheater und deutschem Pornofilm.
Dialoge, bei denen man brechen könnte. Apropos brechen: Kurz nach dem GV bricht der Arzt wieder durch und Franklin belehrt seine durchgenagelte, dass sie gefälligst nicht soviel saufen soll. Diese wiederum verlangt im Gegenzug nach Drogen. Das hätte Franklin ein klitzekleines Warnzeichen sein können. Statt dessen pennt er nochmal ein und wacht ohne Frau und ohne Kreditkarte auf. Depp.
Sascha:
„Beischlafdiebstahl auf Babylon 5!“
Raphael:
„Ich möchte da ja nicht vorverurteilend sein, aber ich finde: DAS hätte er ahnen können.“
Aber: Cathlyn ist mitnichten ein Junkie, sondern einfach nur todkrank und braucht die Drogen gegen ihre Schmerzen.
Sascha:
„Das ist die Art von todbringender Krankheit, die keine Symptome zeigt von irgendwelchen Schmerzen. Außer postcoital“
Raphael:
„Au! AU! Das ist nur Franklings Equipment geschuldet.“
Sascha:
„ISCH HAB IHR NE SPRITZE VERPASST! HAHAHAHA!“
Raphael:
„ABER ICH GLAUB DAS WAR NE ÜBERDOSIS! MUHAHAHA!“
Franklin bringt die gute also zur Krankenstation und erfährt, dass sie nur noch wenige Monate zu leben hat. Und sie bleint trotzdem auf der Station, um den gestrandeten Seelen durch ihren Singsang wenigstens ein paar Minuten (gefühlt Stuuuunden) Trost zu bringen. Franklin hat diesen schmalzigen Monolog schon gar nicht mehr mitbekommen, denn er ist damit beschäftigt, seine ehmaligen Mitarbeiter zusammenzustauchen, warum er erst jetzt von diesem….besonderen….Fall erfahren hat.
Sascha:
„Guck mal: Hier ist eine, die lebt nur noch ein paar Monate. Die klammert sich an jeden Strohalm. Vermutlich auch an meinen Penis.“
Raphael:
„Warum hab ich da vorher nichts von gewusst?“
Sascha:
„Wahrscheinlich ist sein medizinischer Stab schon drauf geeicht: Da ist ne junge gutaussehnde todkranke Patientin. Sagt bloß dem Chef nix davon!“
Raphael:
„Alle unter 30 und unter 5 Monate zu leben bitte zu mir. Wenn nicht ansteckend.“
Ende vom (G)lied: Die Trulla bittet Franklin, die letzten Wochen bei ihr zu bleiben. Und der Arsch wandert weiter. Als gebrochener Mann. Also kameratechnisch. Denn neben der schmalzigen Musik wird Franklin auch noch durch schmierige Gläser in mehreren Facetten gefilmt.
Und wir fragen uns: Was sollte das jetzt?
Raphael:
„Das hat Null belang. Das ist eine absolute Nullrunde für Dr Franklin.“
War sonst noch was? Achja. So ziemlich der einzige Lichtblick der Folge:
Fazit:
Babylon 5 goes Baywatch. Folgen, die gefühlt zur Hälfte aus Musikvideos bestehen, kennen wir normalerweise nur von Malibu Beach. Keine Ahnung, was JMS geritten hat, diesem absolut belanglosen Handlungsstrang so dermaßen viel Prominenz und Zeit einzuräumen. Zumal er Franklin absolut kein Stück voranbringt. Und diese Dialoge!
Der andere Handlungsstrang ist deutlich interessanter: Man hat eine Waffe gegen die Schatten! Aber merkwürdigerweise reichen dann doch ein Narn-Schiff und der weiße Stern, um auch ohne Telepathen ein Schiff zu zerstören. Warum dann der ganze Aufwand? Da baut man sich etwas auf, um 5 Minuten später wieder alles mit dem Hintern einzureißen.
Und irgendwie ging das auch alles zu schnell mit dem Geheimnis, ob denn noch iirgendwo ein Stück vom alten Kosh rumlümmelt.
Was zu gefallen weiß sind die tollen Außenaufnahmen vor dem Vorspann und zum Teil auch die Szenen um den neuen Vorlonen-Botschafter. Man ahnt schon, dass mit dem nicht alles eitel Sonnenschein sein wird. Auch wenn der gute Captain da ziemlich begriffstutzig wirkt, wenn er Kosh zum dritten Mal nach seinem richtigen Namen fragt.
Die (hier gar nicht angesprochene) Nebenhandlung um das Narn-Schiff hat tolle Dialoge, aber irgendwie haben wir das Gefühl, dass G’kar eigentlich schon weiter sein müsste und sich ein bißchen zu sehr vom Narn-Captain auf der Nase rumtanzen lässt.
Am Ende kommt aber eine klar unterdurchschnittliche Folge bei raus und wir vergeben
Und das haben wir noch für Dich zusammengestellt:
- Sehr interessant: Eine Wertungs-Übersicht sämtlicher Babylon 5 Folgen
- Breen und andere Köstlichkeiten gibt es bei der Babcon im November
- Spaced und Babylon 5
- Die Folge im Lurkers Guide
- Die Folge im deutschen Lurkers Guide
Folgende Podcaster waren an dieser Episode beteiligt:
Wenn Ihr mögt, schmeißt uns doch was in den Hut:
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Alex , Gregor , Mary , Raphael , Sascha , Tim
Wirklich gut ist die Folge wirklich nicht. Auch ich finde es merkwürdig, wenn Doc Franky in einer rund 8 Kilometer großen Station sein Selbst finden will, wo doch das Heimatdeck drei Minuten entfernt sein dürfte. Das ist so, als würde ich in meinem Stadtteil umherwandern. Meine Höhepunkte waren da in dieser Folge auch eher die Raumkämpfe, die noch richtig top aussehen, allen voran die Schattenschiffe gehen halt immer, Telepathen und recht schnelle Zerstörung eines Schattenschiffes hin oder her. Ansonsten stimme ich dem Team vom Grauen Rat zu, würde aber eher noch 3/6 Penissen vergeben.
PS: Gibt es zur Babcon eigentlich noch Updates per Email oder Twitch?
Mir hat die Folge ganz gut gefallen. Ich habe halt eine Schwäche für die Story um Lyta und die Vorlonen. Hier ist mir auch aufgefallen das sich Kira und Lyta die Synchonstimme teilen. Das kann schon mal verwirrend sein.
Hach, ich finde es immer wieder schön wenn ein Vorlonenschiff Majestetisch daherschwebt.
Alle Rassen haben Breen 🙂
So, so die Narn wollen also mit lediglich 10 Schiffen gegen die Centauri zurückschlagen?!?
Natürlich ist der neue Kosh arschig aber er sieht zumindest cool aus.
Aber warum hört Lyta Kosh?
Garibaldis Rede entspricht genau seinem Charakter und ist wiederholt eine tolle Szene zwischen ihm und G’Kar.
G’kar bringt seine Freunde zur Schlacht mit und Tschö Schatten 😉